Unser Weg zu einem einfachen Familienleben

  

Donnerstag, 11. März 2010

Vererbt oder angelernt?

Wie wird man eigentlich "sparsam"? Ist der bewusste Umgang mit Geld anerzogen und wenn ja, durch gutes Beispiel oder abschreckendes Verhalten? Oder gibt es ein "Sparsamkeitsgen"? Gar nicht so einfach...

Ich glaube ja persönlich gerne an die Variante der anerzogenen Sparhaltung. Ganz klar - meine Tochter ist sehr konsumkritisch und da bilde ich mir gerne ein, das ist mein Verdienst. Wie sagt schon das Sprichwort? "Eltern begabter Kinder glauben an Vererbung". Vielleicht hatte ich aber auch einfach nur Glück oder vielleicht ändert sich die momentane Sparsamkeit von Carla eines Tages in das komplette Gegenteil. Wer weiß... 

In meiner Kindheit war "Geld" vor uns Kindern nie ein Thema. Ich hatte das Gefühl, es war immer genug da. Trotzdem denke ich, dass ich in vielen Dingen einigermaßen sparsam erzogen worden bin. Ich kann mich erinnern, dass es bei uns nie Markenkleidung gegeben hat und das war auch kein allzu großes Problem für mich. Ich hatte sogar immer eine gewisse Abneigung gegen den "Einheitslook" in dem sich manche trendbewusste Jugendliche gekleidet haben. Spielzeug hatten wir genug, aber "zwischendurch" gab es keine großen Geschenke, die hat immer das Christkind gebracht oder wir mussten sie uns zum Geburtstag wünschen. Ebenso gab es zu Ostern oder Nikolaus nur Kleinigkeiten. Unter der Woche wurde eher sparsam gekocht und der "teuerste" Urlaub meiner Kindheit waren zwei Wochen in einem Club in Griechenland. Taschengeld bekam ich anfangs eher bescheiden, in der Jugend dann glaube ich relativ viel, musste aber auch selbst damit haushalten. Zuschuss, wenn es nicht langte, gab es keinen.

Eigentlich war ich mit dieser Handhabe immer zufrieden. Etwas anderes fand ich weniger gut: Meine Eltern steckten ihr Geld in riesengroße, tolle Häuser mit allem Schnickschnack (riesiger Garten, Pool, Wintergärten, Marmor,...). Eine gute Geldanlage könnte man meinen - aber durch Umzüge und Scheidung ist nicht viel geblieben und womöglich wäre es besser gewesen, etwas bescheidener zu wohnen, weniger Geld zu verdienen und dafür dem Familienleben einen größeren Stellenwert einzuräumen. Aber mein Vater hat gern gearbeitet und meine Mutter wollte großartig wohnen  - also haben sie sich für diese Lebensweise entschieden. Ich muss jedoch sagen, dass ich an das schäbige Mietshaus (das wir mal kurzfristig bewohnt hatten, als das neue Haus noch nicht  fertig war) bessere Erinnerungen habe, als an unsere "Barbievilla". Obwohl man im Winter im Badezimmer eislaufen konnte und ich kein eigenes Zimmer hatte, sondern nur eine Spielecke im Elternschlafraum. Ich habe jedenfalls für mich entschieden, dass mir ein kleines Haus reicht und dafür weder mein Mann noch ich so viel arbeiten müssen, dass keine Zeit mehr füreinander bleibt. 

Wie gesagt, wir waren immer gut versorgt, mussten uns nie Gedanken machen. Mein Taschengeld habe ich meist gleich ausgegeben, vielleicht zwei drei Wochen aufgespart, um mir dann im Spielwarenladen was Feines zu kaufen. Wenn ich kein Geld hatte, war das auch kein Problem. Das ist bis heute so geblieben - wenn Geld da ist, neige ich dazu, es auszugeben. Sparen gelingt mir nur dann, wenn ich eine bestimmte Summe einplane und konsequent sowie regelmäßig  auf ein Sparbuch etc. lege. Dann funktioniert es aber. Wenn  aber mal wenig Geld zur Verfügung stand (wie nach der Geburt meiner ersten Tochter - ich war damals Studentin und mein Mann am Anfang seiner beruflichen Laufbahn, da war es manchmal schon sehr knapp) - ist mir aber nie etwas abgegangen. Ich kann also durchaus bescheiden leben. Ich glaube, das ist deshalb so, weil mir Geld so wenig bedeutet - es hat keinen "emotionalen Wert" für mich, ich kann mich leicht davon trennen (kann gut sein, kann aber auch schlecht sein).

Diese Feststellung hat es mir jedenfalls leichter gemacht, ein einfaches Leben anzustreben. Mein Glück hängt nicht von meinem Kontostand ab und auch nicht von den Dingen, die man kaufen kann. Viel mehr freuen mich die Zeit mit meiner Familie und selbstgemachte oder alte Sachen mit Geschichte. Genauso wie die Natur, die Tiere,...alles Dinge, die nichts oder kaum etwas kosten.

Ist diese Einstellung nun anerzogen oder vererbt? Oder eine Summe aus beiden? Vielleicht bin ich in ein paar Jahren schlauer, denn dann ist meine kleine Tochter, die noch nicht ein mal auf der Welt ist, schon "Konsument" und ich werde sehen, ob auch sie sparsam ist und den wahren Wert der Dinge erkennt, oder ob sie sich trotz weitgehend gleicher Erziehung ganz anders entwickelt als meine "Große".

Was meint ihr zu dieser Frage? Wie ist/war es bei euch? Ich bin gespannt, was andere darüber denken...

3 Kommentare:

Dany+Tony hat gesagt…

Ich denke es ist zu einem grossen Teil anerzogen. Eltern sind Vorbilder. Ich selber hatte keine Vorbilder, da ich immer fremd erzogen wurde, vielleicht mein Glück. Ich lese aus Deinem Beitrag dass ich genauso denke wie Du! Je älter die Kinder dann werden, je mehr werden Umwelt, Bekannte und andere Familienmitglieder zum Vorbild. Ausserdem bilden sie sich eine eigene Meinung, eigene Ansichten. Ich denke aber man kann da schon ganz gut Vorbild sein, denn Kinder kopieren viel mehr als man denkt. Auch wenn sie grösser sind.
Liebe Grüsse
Dany

Akaleia hat gesagt…

Liebe Bernadette,
anerzogen oder nicht? Darüber streiten sich auch heute noch Psychologen......! Fakt ist, dass je weniger den Kindern Geld als Instrument der Macht - als "Tür" zur "Gesellschaft" präsentiert wird - je weniger werden sie wohl in ihrem weiteren Leben auch diese Wertigkeit des Geldes besitzen. Ich bin adoptiert worden und denke, dass natürlich auch Veranlagungen ihren Teil zur Entwicklung dazugeben. (Mein Bruder wurde auch adoptiert - andere Mutter - und hat sich trotz gleicher Erziehung vollkommen anders entwickelt)
Wir sind in einem gedanklich und auch gelebtem Großzügigen Elternhaus aufgewachsen - meine Eltern, Generation 1920, haben von jeher eine "normale Sparsamkeit" an den Tag gelegt - haben sich aber auf Grund ihrer Einkommenverhältnisse fast alles leisten können. Kultur wurde bei uns bevorzugt - und das ist wohl sehr prägend. Gesundes Mittelmaß in allen Dingen - auch das habe ich immer mit meinen Kindern gelebt. Anspruch an gewisse Dinge: Anspruch an hochwertigen Lebensmitteln - gute Literatur -Offenheit im geistigen Sinne - viel Toleranz.
Tja und was die sogenannte Sparsamkeit angeht: Ich glaube im Alter hält sich das dann wieder die Waage......:o)) Vieles muss nicht mehr sofort sein bei einigen Dingen fragt man sich wirklich - muss das sein?
Ich habe bei meinen Kindern erlebt, dass es "gefruchtet" hat. Darüber bin ich sehr glücklich.
Ich wünsche Dir ein frohes Wochenende
LG
Birgit

frau kreativberg hat gesagt…

Ich denke es ist leicht von der Wertigkeit des Geldes zu sprechen, wenn man welches hat. Wenn jemand wirklich jedes Monat darum bangen muss, ob er/sie auskommt oder nicht, wird sich die Frage kaum stellen, glaube ich. Aber wenn man genügend Geld hat, kann man sich der Frage nach bewusstem Leben besser widmen, als wenn man täglich kämpfen muss.
Ich MUSS mit Geld bewusst umgehen, wir haben Rechnungen zu zahlen, Renovierungsarbeiten stehen an und wollen dann auch bezahlt sein,... und essen wollen wir auch noch ... jedenfalls ist es bei uns so, dass wir schon gerne darüber reden, was wir alles gerne hätten ... ich kann also nicht sagen, dass Geld für mich/uns nicht bedeutsam wäre. Es ist es. Manchmal sehr sogar, v.a. wenn eine unvorhergesehene Rechnung hereinflattert. Ich investiere gerne in Bleibendes. In unser Haus z.B. oder in Obstbäume und mehrjährige/selbstaussäende Pflanzen... in Spielzeug, das noch mehrere Kinder überdauern könnte, in Baumwollkleidung, die gut waschbar und bei Bedarf auch nachfärbbar wäre... aber ich merke, dass ich manchmal gerne mehr hätte, als wir es uns leisten können... z.B. könnte ich Bücher kaufen ohne Ende, ich würde immer wieder Stoffe kaufen können - ich könnte immer was Schönes finden, das ich gerne kaufen würde. Aber es gibt da begrenzte Mittel und die lassen mich nachdenken, ob ich das jetzt wirklich kaufen muss/möchte/soll/kann/darf. Durch das Nachdenken erübrigt sich so mancher Kauf, natürlich. Gottseidank vielleicht. Ich denke, unsere Tochter hat auch Wünsche, die sich manchmal erfüllen und manchmal auch nicht. Ich denke, das ist so ein Mittelweg zwischen Wollen, Können und Verantwortung. Ich wünsche meiner Tochter sehr, dass sie später mal keine großen Geldsorgen hat - ich weiß, was es heißt (nach der Geburt unserer Tochter musste ich nach dem Mutterschutz wieder voll in den Beruf einsteigen, weil wir sonst nicht mal die Miete geschafft hätten zu bezahlen). Wir haben übrigens eine Liste, wo wir draufschreiben, was wir gerne kaufen würden. Das fängt bei Lebensmitteln an (z.B. mal Lachs zum Frühstück) und hört bei Spachtelmasse, Motorsägen und Mähmaschinen auf... dazwischen ist eine große Bandbreite und wir streichen immer wieder mal was, weil wir sehen, es ist gar nicht notwendig. Bewusster Umgang mit Geld heißt für mich Nachdenken (vor dem Kauf) - und das möchte ich meiner Tochter mitgeben.