Unser Weg zu einem einfachen Familienleben

  

Montag, 22. März 2010

Reichtum

Es ist leicht über Sparsamkeit zu sinnieren, wenn man genug Geld zur Verfügung hat. Das ist natürlich wahr. Ich würde nicht nein sagen, wenn mir jemand 100.000 Euro ohne Bedingungen schenken möchte, keine Frage. Das würde mir bestimmt viel Sicherheit geben. Genug Geld zu haben ist eine feine Sache.

Aber was bedeutet "genug Geld"? Das ist sehr relativ und ich denke, eines der wichtigsten Dinge, die wir unseren Kindern mitgeben können, ist trotz allem die Einstellung, dass Geld nicht wichtig ist. Man weiß nicht, wie sich die Zeiten entwickeln und vielleicht erleben unsere Kinder (und auch wir) eine Phase, in der es viele Entbehrungen materieller Natur gibt.  Dann möchte ich, dass sie auch dann den Kopf nicht hängen lassen und die schönen Seiten des Lebens (die es immer geben wird) sehen können.

Geld kann beruhigen - keine Frage, aber WICHTIG sind andere Dinge. Ich wehre mich dagegen, dass Geld wichtig sein soll. Ich möchte lieber gesund und mit meiner Familie in einem Armenquartier leben als schwer krank und ohne Liebe in der tollsten Villa. Und ich glaube fest, dass das auch so wäre, wenn ich wirklich in einer dieser Situationen wäre. Also ist nicht das Geld wichtig, sondern die Gesundheit und die Liebe. Geld ist bequem und macht sicher. Mehr nicht.

Kennt ihr diesen Reichtumstest?

 Haben Sie genug zu essen? (Ich meine nicht so viel, dass Sie ständig an Diäten denken müssen)

Haben Sie anständige Kleider? (Ich meine nicht 10 Kleider und 7 Pullover, sondern schlichte, intakte, wärmende Kleidung)

Haben Sie ein Heim, das Sie vor dem Wetter schützt? (Ich meine nicht ein Einfamilienhaus mit Garten, eine 100m2 Wohnung mit Balkon oder ein Loft)

Haben Sie ein zuverlässiges Transportmittel? (Das kann auch ein Fahrrad sein)

Wenn sie viermal mit JA antworten können, gehören sie zu den 15% der reichsten Menschen auf unserem Planeten. Sie sind reich. Herzlichen Glückwunsch! Sie haben das, was im Weltvergleich nur eine kleine Minderheit je erlangen wird.

So gesehen bin ich reich - sehr sogar. Und ich hoffe, dass ich mich immer noch reich fühlen kann, wenn mein Konto magerer wird. Das darf/muss ich ja bald ausprobieren. Dadurch, dass ich mich dafür entschieden habe, meinen Kindern Zeit zu schenken, werden wir bald mit einigem über 1000 Euro pro Monat weniger auskommen müssen. Es ist nicht so, dass ich mich nicht ab und zu ein wenig davor fürchte. Besonders, ob ich gut genug mit dem engen Finanzrahmen umgehen kann und ob alle Familienmitglieder mit dieser finanziell eingeschränkten Situation zurecht kommen. Trotzdem glaube ich, dass ich nicht weniger glücklich sein werde. Ich freue mich sogar darauf, die Dinge, die ich habe mehr wertzuschätzen und zu verwenden, anstatt immer gleich Neues zu kaufen (Kleidung, Stoffe, Bücher...alt heißt nicht schlecht). Ich freue mich, dass Geschenke wieder ihre wahre Bestimmung bekommen - nämlich Dinge zu sein, über die man sich freut, weil man sie sich schon lange wünscht (und ich nicht einfach losgehe und zwischendurch kaufe, weil es "eh nur ein Buch" etc. ist...). Ich freue mich auf das Gefühl, das manche Dinge wieder etwas Besonderes werden (der Kinobesuch, Essen im Restaurant, die Deko-Zeitschrift,...).

Ich weiß nicht, ob ich mit der geänderten Situation wirklich so gut und positiv umgehen werde, wenn es dann soweit ist (in den nächsten Monaten werden wir es sehen und ich werde versuchen, ehrlich zu sein;)). Aber ich bin zuversichtlich und ich werde mich fest bemühen dieses Grundgefühl zu behalten: reich zu sein!

5 Kommentare:

Rosenfee hat gesagt…

Du wirst merken,mit der Zeit ist das was dir vorher wichtig war,plötzlich nebensächlicher...ich bin froh,das ich zuhause geblieben bin für meinen Sohn,habe jetzt andere Prioritäten.
das heisst nicht,das ich mich aufgegeben habe,mein vorheriges Leben einfach beiseite gelegt habe,ich lebe anders,intensiver
ich fühle mich einfach wohl..
ich bin sehr reich,weil ich glücklich bin
ich habe einen gesunden Sohn,einen Mann der mich liebt,und für unsere kleine Familie sorgt indem er arbeitet...und ich liebe ihn seit 23 Jahren
Ich lebe immer noch in einer kleinen Wohnung,kein Haus,kein Garten...habe ganz viele Hobbies,die ich auch verwirklichen kann
was will ich mehr....?
Das heisst nicht,das ich nicht 100 000 Euro ohne Bedingungen annehmen würde,aber es würde an meinem Glück,das ich schon habe nichts ändern.
Ganz liebe Grüsse und einen schönen Tag
Patricia

Anonym hat gesagt…

JA, ich kann viermal mit ja antworten, mit kleinen Einschränkungen. Essen gehen ist schon lange gestrichen, an manchen Monaten werde die Gerichte gegen Ende des Monats sehr sehr einfach. Kino-Besuche gibt es mal als Geburtstagsgeschenk weil es für eine fünf-köpfige Familie nicht drin ist. Kleidung - sehr sehr überschaubar ;)
Anfallende Reparaturen von simplen Dingen die jedoch notwendig sind bereiten schlaflose Nächte. Rücklagen aufgebraucht.
JA, und dennoch sind wir reich, weil wir uns haben. Weil unsere Kinder spüren dass die Liebe nicht durch Reichtum ersetzt werden kann.
Weil Werte leben viel schöner sein kann als mit sinnfreien Geschenken überhäuft zu werden.
An manchen Tagen jedoch ist ein seltsames Gefühl zu Gast - ein Gefühl dass es mit ein bisschen mehr Geld im Monat sorgenfreier zu leben wäre, dass die Wahl der bevorstehenden Studiengänge nicht beeinflußt werden ob der Unterhalt und Studiengebühren finanziert werden können. Manchmal ....
und dennoch würde ich mich wieder so entscheiden ;)
einen guten Weg - und viel Kraft dafür
liebe Grüße, Claudia

Akaleia hat gesagt…

Eine gute Entscheidung, liebe Bernadette, in der heutigen so von Konsum und anderen unwichtige Dingene geprägter Gesellschaft - wo Statussymbole und Singeldasein einen höheren Stellenwert als Familie mit kindern haben - wo Menschen mit Hund und Katz (und ich habe selbst 3 Hunde) eher eine Wohnung bekommen als eine alleinerziehende Mutter mit 4 Kindern etc......die Liste lässt sich lange fortsetzen und je eher man zu sich und seine Mitte findet, je wohler geht es einem und natürlich auch den Mitmenschen.
Vieles lässt sich in der Familie auffangen und grundsätzliche Lebenseinstellungen können oft dadurch geprägt werden - also nur zu!
Eine Cousine von mir ist Professorin für Völkerkunde und im Zuge ihrer Forschungsarbeiten schon seit Jahren immer Monate lang in Burkina Faso - sie hat mal beim Zurückkommen etwas schönes gesagt: Wir leben hier in Deutschland auf einer Insel der Glückseligen! Das ist für sie immer sehr schwierig, diese Umstellung von der durchaus z. T. "zufriedenen Armut" und dem Überfluss in der westlichen Welt.
Und das ist wahr!
Habe eine gute Woche
LG
Birgit

Inken hat gesagt…

Mir ging es während eines USA-Aufenthaltes für eine Weile ziemlich mies. Ich hatte ca. 1 Dollar pro Tag zur Verfügung, wobei ich entscheiden musste: eine Packung Donuts, um satt zu werden, oder ganz viel trinken.
Man mag es nicht glauben, ich habe diese kurze Phase ohne weiteres schadenfrei überstanden.
Seitdem habe ich mich nie wieder wirklich als arm betrachtet, auch wenn uns eine gewisse finanzielle Knappheit sehr oft einschränkt und unsere Gesellschaft Menschen ganz klar in wertvoll und weniger wertvoll einstuft. Zugeben würde es niemand, aber trotzdem rümpft sich immer wieder das eine oder andere gepuderte Näschen über Leute, die sich im Sozialladen eingekleidet haben.
Es ist widersprüchlich. Einerseits wird sich über Armut und Arbeitslosigkeit aufgeregt, andererseits werden genau diese Leute durch Besserverdienende zum Außenseiter deklariert. Wenn sie einen in ihren Augen armen Menschen fragen würden ob sie arm sind und die Antwort "nein" erhalten, würde ihnen womöglich der Mund offenstehen bleiben.

Liebe Grüße von Inken

frau kreativberg hat gesagt…

Dein Reichtums-Test relativiert doch einiges, nicht? Ich war vor einigen Jahren in Brasilien und habe dort einen Freund besucht, der als Priester in einer Favela in Belo Horizonte arbeitet... ein Wahnsinn. Ich habe zwar schon in meiner Schulzeit davon gehört, dass Menschen eine Kartonschachtel ihr Zuhause nennen... aber gesehen hab ich das erst dort. Und eigentlich kann ich es immer noch nicht glauben, dass es sowas gibt. Es erschreckt mich immer wieder, wie sehr Machthaber/Politiker immer nur in die eigene Tasche wirtschaften und die Bevölkerung nicht das Lebensnotwendigste erhält.
Für mich merke ich, dass ich mich wirklich sehr über Geschenke freue. Weil ich sie viel bewusster und dankbarer annehme, als in meiner Single-gut-bezahlter-Job-Zeit als ich mir eigentlich alles leisten konnte, was ich wollte und doch nicht zufrieden war. Auch das Kennenlernen des Heimatlandes meines Mannes hat einiges in meiner Weltsicht zurecht gerückt... mitten in Europa gibt es doch einen großen Unterschied zwischen "arm" und "arm"... was mir hier in den Bergen in diesem abgelegenen Tal gefällt, ist, dass Nachbarn sich gegenseitig immer wieder mal was schenken, einfach so. Meistens Lebensmittel - der eine schenkt dem anderen das, was er auf seinem Hof oder in seinem Garten nicht hat. Oder eine Spezialität, die gerade in größeren Mengen gekocht/gebacken wurde... das ist eine schöne Geste des Miteinander. Hier oben leidet wohl keiner wirkliche Not, aber doch ist es ein rauhes Leben und solche liebevollen Gesten können den Tag wahrlich versüßen... ganz ohne Geld :)